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Montag, 11. Februar 2013

Züri-Tram als rollender Sound-Körper

Weltstadt Zürich
 
Hit the road Jack, singt der Tram-Musiker, der an einem stahlblauen Tag mit seinem Rollkoffer ins stahlblaue Zürcher-Tram steigt. Er schaut nach links, nach rechts, nach vorne, nach hinten, wenig Leute, er steht niemandem im Weg, er macht seinen Rollkoffer einen Spalt weit auf, er dreht an den Knöpfen seiner mobilen Soundanlage. Bassgeräusche. Er probiert, ob alles richtig eingestellt ist; der Tram-Musiker haucht erste Töne in seine grüne Melodika. Los geht’s. Woo! Woman, oh woman, don't treat me so mean.
„Central“.
Die Leute schauen, hören, drehen sich um, Ältere nerven sich, Jüngere ignorieren das Gedudel. 
„Helmhaus“.
I'd have to pack my things and go. Der Trammusiker gibt Vollgas, improvisiert auf seiner Melodika, was die klammen Tasten hergeben. 
"Bellvue“. 
Don't ya treat me this way cause I'll be back on my feet some day. Zürich ist jetzt Weltstadt. Strassenmusiker in der Strassenbahn – gefühlt streng verboten - singen, musizieren sich die Lebens- und Existenzkünstler durch die Zürcher Trams – und keiner schreitet ein. Und die Strassenmusiker bekommen Geld, wenn sie durch die Waggons gehen. In den Trams gibt es Pictogramm-Kleber, die allerlei Tätigkeiten, unter anderen Schwarzfahren und Musizieren, verbieten. Kann Musik und Singen verboten sein? Wenn denn nur böse Menschen keine Lieder haben? In grossen Städten wie New York, Hamburg und Mexico-City gehören Musiker und Performer, Gaukler, Verkäufer, Rezitatoren und Clowns in öffentlichen Verkehrsmitteln zum normalen, urbanen Tagesgeschäft, auf der Hatz nach einem müden Dollar, einem begehrten Euro und jetzt auch nach dem glänzenden Schweizer Franken. Zürich ist Weltstadt, und das mit weniger als 400 000 Einwohner.




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